Niedersächsischer Integrationspreis geht nach Moringen


Am vergangenen Dienstag, 23. Juni 2020, wurden die Preisträger des Niedersächsischen Integrationspreises bekannt gegeben, der in diesem Jahr unter dem Motto „Integration durch Musik, Kunst und Kultur“ stand.

Eine Jury unter dem Vorsitz der Landesbeauftragten für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf, wählte aus 170 Bewerbungen die Preisträger aus. Der mit 6000 Euro dotierte Sonderpreis des Bündnisses „Niedersachsen packt an“ ging an das Interkulturelle Bürgertheater Moringen, das im Auftrag des teatro regio e.V. von „stille hunde“ konzipiert und realisiert wird. Honoriert wurde der langjährig große Erfolg des Projektes das in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Moringer Vereinen und Institutionen stattfindet. Zu diesen zählt auch die evangelische Trinitatis-Kirchengemeinde Leine-Weper. Christa Zieker, eine der Initiatorinnen, schreibt:

  „Überlegen Sie die Größenordnung, in der Sie sich das Projekt vorstellen.“ Das waren die Worte von Christoph Huber, Schauspieler und Theatermacher der Theaterformation „stille hunde“ aus Göttingen. Gemeinsam mit seinem Kollegen Stefan Dehler trat er im Frühsommer 2016 an die Seite der in Moringen Engagierten der Flüchtlingshilfe, um die Idee eines Theaterprojektes zu realisieren. - „Groß!“ war die Antwort der Engagierten, die sich zu diesem Zeitpunkt an die beiden professionellen Theatermacher gewandt hatten. Theater zu spielen, schien ihnen eine gute Idee, um in Kontakt mit Geflüchteten zu kommen und um das Erlernen von Sprache zu fördern. Schauspielerfahrung gab es kaum, groß war jedoch der Wunsch nach gemeinsamem Tun, auf Augenhöhe und mit Spaß. Miteinander zu sprechen, war aufgrund sprachlicher Barrieren zu diesem Zeitpunkt nur begrenzt möglich.

 LehrerInnen und SchülerInnen der KGS Moringen ermöglichten die Anschubfinanzierung durch einen Sponsorenlauf zugunsten der Flüchtlingshilfe im Spätsommer 2016. Es war die Zeit der „Willkommenskultur“. Bürgermeisterin Heike Müller-Otte hatte den Runden Tisch Flüchtlingshilfe ins Leben gerufen und damit ein Forum für Austausch und Planung der großen Zahl Engagierter geschaffen. Dort trafen sich Mitglieder aus den Sportvereinen, den evangelischen und katholischen Kirchengemeinden, dem Mütterzentrum, der Kolpingfamilie, den örtlichen Schulen und weitere Bürgerinnen und Bürger, die das Interesse hatten, einen Beitrag zur Aufnahme der großen Anzahl von Geflüchteten leisten zu wollen. Getragen wurden sie vom starken gemeinsamen Willen, den etwa hundert aus Diktatur und Krieg geflohenen Menschen in der 7500 Einwohner zählenden Kleinstadt und den dazugehörigen Ortschaften einen Platz anzubieten, um eine Zukunftsperspektive entwickeln zu können.

Vier Jahre sind seither vergangen, vier Spielzeiten hat das Ensemble des Interkulturelle Bürgertheater Moringen miteinander gearbeitet. „Der Sommernachtstraum“, „Faust“ sowie „Romeo und Julia“ wurden vor insgesamt 3000 BesucherInnen auf der Bühne der KGS Moringen aufgeführt. Die Premiere von „Der Diener zweier Herren“ musste von März 2020 auf Frühjahr 2021 verschoben werden.

Die mehr als 50 Aktiven des interkulturellen Bürgertheaters sind zwischen 14 und 70 Jahre alt. Sie stammen aus Eritrea, Syrien, Deutschland, Afghanistan, Kolumbien und Mexiko. Mit ihrer für das Theaterspielen entfachten Leidenschaft bereichern sie das kulturelle Leben im Ort. Wie „nebenbei“ leisten sie damit ihren Beitrag im guten Zusammenleben der Moringer Bürgerinnen und Bürger.